Anne Oelmann, Mitarbeiterin der Spenderkommunikation beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, hat den Mexiko-Referenten Reiner Wilhelm nach Saltillo, Sierra Tarahumara und Mexiko-Stadt begleitet. Schnell ist sie überwältigt von der Arbeit der Kirche in Mexiko. In ihrem Tagebuch wendet sie sich an die Spenderinnen und Spender in Deutschland und berichtet von ihren Eindrücken vor Ort.
Saltillo – am Wegrand der Bestie
Wir sind hier in der Diözese Saltillo, die im Bundesstaat Coahuila weit im Nordosten des Landes liegt und damit an die USA grenzt. Jeden Tag kommen hier viele Menschen an, die aus Honduras, Nicaragua, El Salvador und Guatemala flüchten, weil ihr Leben dort so sehr von Gewalt und Hoffnungslosigkeit geprägt ist. So nehmen sie unsägliche Strapazen auf sich um in die USA zu gelangen – die Chancen dort anzukommen sind gering. Von ihrer Heimat bis zur Grenze der USA sind es tausende Kilometer. Da sie kein Geld für gewöhnliche Verkehrsmittel haben, springen sie auf „die Bestie“, einen Güterzug, der Mexiko von Süd nach Nord durchquert. Mancher stürzt vom Zug und bricht sich ein Bein, andere erleiden Verbrennungen vom in der Wüstensonne glühenden Eisen. Natürlich ist es verboten und die Kontrollen sind nicht zimperlich, geschossen wird immer wieder. Außerdem machen sich die Banden des organisierten Verbrechens über die Reisenden her, wenn sie zwischendurch eine Pause am Rand der Strecke machen.